Foto­gra­fen ver­pö­nen ein Zoom-Objek­tiv wie das 16fach Nikon AF‑S 28–300 G VR. Der Voll­for­mat-Zoo­mi­na­tor für das klas­si­sche Nikon F Bajo­nett hat unzäh­li­ge Anwen­dungs­fäl­le! Foto­gra­fen Test: Vor­tei­le auf Wan­de­run­gen, bei krea­ti­ver Foto­gra­fie, Nach­tei­le weni­ge. Am bes­ten gebraucht suchen.

Es ist für einen Foto­gra­fen (angeb­lich) total ver­pönt ein Zoom-Objek­tiv zu nut­zen. Es gibt aber unzäh­li­ge Anwen­dungs­fäl­le, bei denen ein Zoom das bes­te Werk­zeug ist. Eine Fest­brenn­wei­te ist unschlag­bar in Sachen Schär­fe und Offen­blen­de, soviel kön­nen wir fest­hal­ten. Aber wenn man unter­wegs ist, dann ist es total ner­vig einen (Ruck-)Sack vol­ler Objek­ti­ve mit sich her­um­zu­schlep­pen. Dann wech­selt man drau­ßen von einem Nikon 20er Weit­win­kel auf ein schö­nes 50er Objek­tiv. Kur­ze Zeit spä­ter fliegt ein Vogel vor­bei, den du nicht ein­mal kennst, und du bekommst ihn ganz klein auf das Bild, wo spä­ter nicht mal mehr eine Aus­schnitts­ver­grö­ße­rung zu einem in anspre­chen­der Auf­lö­sung zu ver­öf­fent­li­chen Foto ver­hel­fen kann.

Schnel­le Fak­ten: AF‑S NIKKOR 28–300 mm 1:3,5–5,6G ED VR Preis EVP 999€, Han­del ca. 830€, gebraucht ab ca. 350€. 83 x 114,5 mm bei 800g.

Auf Wanderungen und Fotowalks bin ich der Zoominator

Unter­wegs bin ich häu­fig mit dem tol­len Tam­ron 24–70 2.8. Aus­ge­stat­tet mit einer recht guten Offen­blen­de und aus­halt­ba­rem Gewicht. Zumin­dest im Ver­gleich mit dem sau teu­ren Nikon 24–70 2.8, was zwar echt irre gut sein soll, aber sper­rig und schwer ist. Damit bekom­me ich wirk­lich super Auf­nah­men hin. Ins­be­son­de­re mit der Anfangs-Brenn­wei­te 2.8 kann man trotz Zoom bei jedem Foto auch ein klas­se Bokeh am Voll­for­mat errei­chen, beson­ders je wei­ter man in den Tele­be­reich kommt. Der Fokus sitzt zumeist, des­sen Sound nervt aber häu­fig.

Wie man liest, foto­gra­fie­re ich ger­ne mit Fest­brenn­wei­ten, bin aber auch der Zoo­mi­na­tor, wenn ich unter­wegs mei­ne Aus­rüs­tung lan­ge schlep­pen muss. Da kommt mir so ein Mega­zoom wie das Nikon 28–300 gera­de recht. Ich war wirk­lich erstaunt, dass es für das Voll­for­mat so ein Objek­tiv mit einem so wei­ten Brenn­wei­ten­be­reich gibt. Bei Calu­met hat­te ich mir ein Nikon 70–300 VR II gebraucht zu einem unglaub­li­chen Schnäpp­chen­preis gekauft und über den Som­mer auf vie­len Aus­flü­gen ergän­zend zum Tam­ron dabei gehabt. Eigent­lich fand ich das Tele-Zoom toll. Aller­dings muss­te ich hier häu­fig wech­seln zwi­schen dem Tam­ron und dem Nikon, das nerv­te mich. Letzt­lich habe ich es dann ver­äu­ßert, bes­ser gesagt ein­ge­tauscht, auch wenn ich es nicht her­ge­ben woll­te. Man kann sich aber Geld nicht aus den Rip­pen schnei­den und nur ein­mal aus­ge­ben. Ein Bericht zum Nik­kor AF‑S 70–300 G VR II folgt.

Nikon AF‑S 28–300 G VR gebraucht gekauft

Weil ich es ver­mei­den woll­te zukünf­tig häu­fi­ge Objek­ti­wech­sel unter­wegs zu haben, habe ich das Nikon 70–300 gegen das Nikon AF‑S 28–300 G VR nach reif­li­cher Über­le­gung auch mal wie­der gebraucht zuge­legt. Es war eine Online-Bestel­lung im Tausch bei MPB.com. Dadurch, dass ich gespart hat­te beim Tele­zoom, muss­te ich nur ein wenig hin­zu­zah­len und ein paar Tage war­ten, dann kam aus Eng­land das lang erwar­te­te Paket. Wenn man so ein Objek­tiv in den Hän­den hält, dann ist das schon eine beson­de­re Sache. Ich kann und möch­te das nicht genau erklä­ren. Auf jeden Fall eine gro­ße Zufrie­den­heit. Die ers­ten Test­bil­der in der Woh­nung ver­spra­chen schon echt viel. Die meis­ten sol­cher Bil­der zu Hau­se sind echt unsin­nig und ich lösche sie spä­ter dann auch. Test­fo­tos sind für mich belang­lo­se Fotos, die mich in mei­nem foto­gra­fi­schen Kön­nen vor­an brin­gen, die Fest­plat­ten aber lang­fris­tig voll mül­len. An der Stel­le meckert mei­ne Freun­din auch oft, was ich da in lang­wei­li­gen Gegen­den foto­gra­fie­re. Wahr­schein­lich kennt das jeder Foto­graf.

Meditative Fotografie wie im Rausch

Der rich­ti­ge Ein­satz ist dann drau­ßen bei Tages­licht — das war noch mit mei­nem mitt­ler­wei­le ver­stor­be­nen Hund Lara. Bei herr­li­chem Son­nen­auf­gang lich­tet sich der Nebel im nahe­ge­le­ge­nen Park. Ich tau­che dann tief ein in die Situa­ti­on, genie­ße es und habe Spaß an mei­nem Equip­ment. Schon sehr schnell bin ich begeis­tert von den Mög­lich­kei­ten von die­sem Zoom.

Die Foto­gra­fie hat für mich etwas Medi­ta­ti­ves. Und da hilft mir so ein Zusam­men­spiel zwi­schen Objek­tiv und Kame­ra unge­mein. Der Auto­fo­kus ist, im Gegen­satz zum Tam­ron, wie oben erwähnt, mit einem solch wei­chen Sound ver­se­hen, dass ich ins Schwär­men gera­ten könn­te! Die Situa­ti­on und die Licht­stim­mung ver­hel­fen an die­sem Mor­gen zu einer ganz tol­len Foto­se­rie, die ich spä­ter noch in Ligh­t­room nach­be­ar­bei­te und bei Insta­gram und Face­book pos­te.

Was ich aber zuge­ben muss: Man wird auf ande­re Art und Wei­se zu Bil­dern ver­lei­tet, die man sonst nicht macht. Erst die Tota­le mit den 28mm Brenn­wei­te, dann sieht man wei­ter weg ein paar Leu­te durch Park lau­fen und zoomt auf 300mm her­an. Das ist schon eine sehr merk­wür­di­ge Ver­hal­tens­wei­se, die man mit ande­ren Brenn­wei­ten nicht erreicht.

Man foto­gra­fiert sich in einen Rausch wie auf Dro­ge: Die­se Per­spek­ti­ve noch pro­bie­ren, das Licht noch ein­fan­gen, spä­ter am Com­pu­ter dann aus­sor­tie­ren… Die­ses Erleb­nis habe im Jahr 2020 seit lan­gem wie­der gespürt. Das ers­te Mal hat­te ich es mit einer Nikon DX als die Ham­bur­ger Als­ter zuge­fro­ren war und die Son­ne schien. Zu die­sem Zeit­punkt hat­te ich auch Bil­der gemacht bis die Spei­cher­kar­te fast voll gewe­sen ist.

Der Zoom verhilft zu einer neuen Art von Bildern

In der Ham­bur­ger Innen­stadt habe ich dann Erleb­nis­se ande­rer Art. Ich ste­he am Rat­haus­markt und foto­gra­fie­re das Rat­haus im Weit­win­kel. Dann bin ich neu­gie­rig und hal­te auf die Uhr. Mit voll aus­ge­fah­re­nen 300mm kann ich die Turm­uhr bild­fül­lend mit 36 Mega­pi­xel foto­gra­fie­ren. Die Per­spek­tiv­wech­sel beein­dru­cken mich sehr. Beim wei­te­ren Weg in die alte Spei­cher­stadt hal­te ich über­all drauf und ver­ges­se sogar mal die hohe ISO her­un­ter­zu­set­zen.

Die­se Bil­der habe ich von einem Stand­ort aus erstellt:

Das Foto­gra­fie­ren aus der frei­en Hand ist mit dem her­vor­ra­gend arbei­ten­den VR Bild­sta­bi­lie­rer ganz easy. Die Licht­stär­ke in maxi­ma­ler Brenn­wei­te ist mit 5.6 noch unter den 6.3 vom AF‑S Nik­kor 70–300, was sich aller­dings auch in der Pra­xis posi­tiv bemerk­bar macht.

Gewicht & Handling: Kompakt, aber Rüssel fährt aus!

Das Gewicht von 805g klingt zuerst viel. Wenn aber die Kame­ra eben­so viel wiegt, schleppst du zwar rela­tiv viel durch die Gegend, hast aber ein gut aus­ge­wo­ge­nes Gerät bei den Fotos in der Hand. Und eine ruhi­ge Hand braucht man, wenn man bei 300mm schar­fe Auf­nah­men hin­be­kom­men möch­te — trotz Bild­sta­bi­li­sie­rung. Was aber etwas ner­vig sein kann: Der Tubus fährt beim Trans­port von allei­ne aus. Hängt die Kame­ra über der Schul­ter, hat man irgend­wann einen lan­gen Rüs­sel neben sich hän­gen. Auch muss man dann immer schau­en wel­che Brenn­wei­te ein­ge­stellt ist. Es gibt einen Lock-Schal­ter, der das Objek­tiv bei 28mm arre­tiert — das muss man erst ein­mal in sei­nen Work­flow ein­bau­en. Irgend­was ist halt immer.

Übri­gens: Der bes­te Nach­fol­ger für das Nikon Z For­mat ist dann wohl das Nikon Z 24–200 4–6.3 – das hat am Ende lei­der eine schlech­te­re Licht­stär­ke und 100mm weni­ger Brenn­wei­te, wird aber durch die neue­re Tech­nik und noch bes­se­ren Lin­sen sicher aus­ge­gli­chen. Ich habe es noch nicht, kann aber noch kom­men. Obwohl man die­ses F Objek­tiv auch über einen FTZ Adap­ter an Nikon Z Kame­ras betrei­ben kann, was ich auch schon getan habe.


Links:

Hin­weis: Mar­ken­na­men und Links wer­den in die­sem Arti­kel ver­wen­det ohne dass ich dafür bezahlt wer­de. Sie die­nen der Ver­deut­li­chung von Infor­ma­tio­nen. Die­se tol­le Gepflo­gen­heit aus den Urzei­ten des Inter­nets möch­te ich nicht mis­sen.

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2 Kommentare

  1. Hal­lo. Vie­len Dank für dei­nen Test.
    Ich hab mir vor eini­gen Tagen eine Z9 gekauft.
    Aller­dings haupt­säch­lich für Auf­trä­ge.
    Aber ich suche noch ein Objek­tiv für die Frei­zeit beim Wan­dern.
    Du hast geschrie­ben das 28–300 wür­de mit Adap­ter auch gut gehen. Kann man sagen unge­fähr so flott wie ein 24–200 Z, oder doch deut­lich lang­sa­mer?
    Hast du da Erfah­rungs­wer­te?
    Herz­li­chen Dank.
    Bes­te Grü­ße Hugo Claß

    1. Moin Hugo,
      erst­mal vie­len Dank für dei­nen Kom­men­tar.
      Das alte 28–300 für F habe ich natür­lich getes­tet an mei­ner Z7. Ich fin­de es per­formt auch sehr gut. Aller­dings war es bei mei­nem Exem­plar sowie­so ner­vig, dass der Tubus beim Wan­dern immer aus­ge­fah­ren ist. Dann ist es ins­ge­samt sehr schwer und kopf­las­tig über den Adap­ter. Die Qua­li­tät war in Ord­nung, aber ich fin­de es schon etwas out­da­ted.
      Das Z 24–200 hat­te ich natür­lich auch mal. Einen Arti­kel dazu woll­te ich eigent­lich auch mal schrei­ben, aber wie das so oft ist… vor­ge­nom­men und nicht durch­ge­führt. Du hast mich qua­si dazu ermu­tigt. Das Z 24–200 ist jeden­falls wirk­lich sehr gut. Mich hat es aber ins­be­son­de­re in den Ecken bei 24mm nicht über­zeugt und es hat auch eini­ge opti­sche Abstri­che. Der zusätz­li­che VR ist natür­lich sehr prak­tisch und gut. Bei mei­nem Exem­plar hat­te ich aber eine leich­te Unschär­fe im Bereich links der Bild­mit­te, die ich mit kri­ti­schen Auge ein­fach gese­hen habe, ande­re nicht.

      Ein wirk­lich tol­ler Tipp ist viel­leicht das Z 24–120mm: Durch­gän­gi­ge f4 und scharf in allen Berei­chen. Zum Teil sogar über­scharf. Dazu kann man wun­der­bar nah ran gehen an die Objek­te und hat dann auch noch ein schö­nes Bokeh. Wenn du mit hal­bem Bren­wei­ten­be­reich leben kannst, ein abso­lu­ter Tipp!
      Dann lie­ber noch zusätz­lich ein vom Gewicht her leich­tes zusätz­li­ches Zoom. Hier habe ich das Tam­pon 70–300 4.5–6.3 für Nikon Z. Super scharf. Aller­dings hat es ein Pro­blem mit der Rand­ab­dun­ke­lung — das sieht man aber nicht, wenn man sowie­so zen­tra­le Objek­te wie Tie­re in der Fer­ne o.ä auf­nimmt.

      Also mit der Z9 wür­de ich mir auf jeden Fall mal das Z 24–120 anse­hen. Ich war eben grad damit unter­wegs und wie­der schwer begeis­tert.

      Gruß Ralf

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